Versacom


   Allgemeines

Das Versacom-System (Versatile Communication) dient zur Fernparametrierung von intelligenten Rundsteuerempfängern neuerer Bauart. Es beschreibt die Übertragung von Daten und Anweisungen von der Sendezentrale in den Empfänger, der damit eigenständig - ohne weitere Sendungen von der Sendezentrale - sein Schaltprogramm ausführt. Damit lassen sich Schaltprogramme, Kalender- und Feiertagseinträge und in den Empfänger übertragen oder bereits dort abgelegte Schaltprogramme freigeben und sperren, die empfängerinterne Uhr einstellen, Zeitverzögerungen, Wischer und zyklische Schaltungen einstellen. Selbstverständlich lassen sich die Ausgangsschaltglieder des Empfängers auch direkt ansprechen.

Die Datenblocks sind durch Prüfcodes gegen Störungen auf dem Übertragungsweg gesichert. Zusätzlich zu der Adressierung über die vier Adressebenen lässt sich der Empfänger auch über eine individuelle Einzeladresse direkt ansprechen.

Das Versacom-System ist in DIN 43861, Teil 301 als "Übertragungsprotokoll A" definiert.

   Übertragungsrahmen

Die Abbildung zeigt den Aufbau des Versacom-Übertragungsrahmens. Vor dem eigentlichen Übertragungsblock ist hier ein Protokollumschaltbefehl dargestellt, der benötigt wird, wenn das Versacom-System parallel zu einem anderen Rundsteuersystem im selben Netz betrieben wird. Es sind dabei k Bit reserviert, die beispielsweise eine freie Vorwahl-Adresse des konventionellen Rundsteuersystems darstellen. Dies verhindert, dass normale Rundsteuerempfänger im Netz ungewollt auf Sendeimpulse des Versacom-Übertragungsblocks reagieren und eventuell Fehlschaltungen ausführen.

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Die Längenangabe mit folgendem Prüfzeichen enthält die gesicherte Länge des nachfolgendem Datenblocks. Die zur Verfügung stehenden vier Bit können 0 ...15 Byte adressieren. Die Länge des Datenblocks ist variabel und abhängig von der für die Funktionsspezifikation und die Adressierung benötigten Anzahl Bytes.

Mit dem Funktionsmodus beginnt der eigentliche Datenblock, der mit eigenem Prüfzeichen endet. Eine ausführliche Beschreibung der im Funktionsmodus möglichen Funktionscodes folgt weiter unten.

   Funktionscodes

Die Funktionen sind in 16 Gruppen aufgeteilt, die sich über 4 Bits ansprechen lassen.

CodeFunktion
0000 Kalenderzuordnung
0001 Parametrierung der Schaltprogramme
0010 Weitere Funktionen
0011 Schaltprogrammwahl
0100 Zeitsynchronisation
0101 Schaltbefehl AUS
0110 Schaltbefehl EIN
0111 Herstellerspezifische Funktionen
1000 Wischerbefehl
1001 Schaltzyklusart 1
1010 Schaltzyklusart 2
1011 Rücksetzen der Zählerregister
1100 Deaktivierung des Empfängers
1101 Prüfbefehl
1110 Aktivierung des Empfängers
1111 Schaltbefehl AUS und Schaltprogrammsperrung

 

   Kalenderzuordnung (Code 0000)

Mit der Kalenderzuordnung können Schaltprogramme datumsabhängig freigegeben werden. Diese Zuordnung kann nur für die Schaltprogramme 1 bis 15 erfolgen. Jeweils eine der maximal 64 verschiedenen Kalenderzuordnungen kann mit diesem Befehl in die Kalenderzuordnungsliste eingetragen werden. Einträge in dieser Liste haben eine höhere Priorität als die wochentagsabhängigen Schaltprogrammaktivierungen. Jede Zuordnung definiert einen Zeitbereich, der durch Anfangsdatum (Tag, Monat) und Enddatum (Tag, Monat) festgelegt wird.

Funktionsspezifikation (1. bis 5. Byte)

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Eintragsnummer

Die Kalenderzuordnungsliste kann maximal 64 Einträge enthalten, die durch die Eintragsnummern 0 bis 63 gekennzeichnet werden. Bei Mehrfachdefinitionen (Überschneidung der Zeitbereiche) hat der Eintrag mit der größeren Eintragsnummer Priorität.

Wochentagszuordnung

Die unter "Parametrierung der Schaltprogramme" beschriebene Wochentagszuordnung kann wahlweise ignoriert (Bit = 0) oder benutzt (Bit = 1) werden.

Schaltprogrammzuordnung

In dem für einen Eintrag in der Kalenderzuordnungsliste gültigen Datumsbereich (siehe Anfangs-Tag, Anfangs-Monat, Ende-Tag, Ende-Monat) wird ein Schaltprogramm genau dann aktiviert, wenn das entsprechende Bit in diesem Feld auf 1 gesetzt und das Schaltprogramm freigegeben ist (siehe Schaltprogrammwahl). Wenn die Wochentagszuordnung benutzt werden soll, muss zusätzlich noch der Wochentag übereinstimmen.

Anfangs-Tag, Anfangs-Monat, Ende-Tag, Ende-Monat

Tag und Monat von Anfang und Ende des für den Eintrag zugeordneten Zeitbereiches werden durch Anfangs-Tag, Anfangs-Monat, Ende-Tag und Ende-Monat gekennzeichnet. Die Werte müssen jeweils ein gültiges Datum ergeben. Wenn das Endedatum einen kleineren Wert als das Anfangsdatum darstellt, gilt das Endedatum für das Folgejahr. Damit können Festlegungen über einen Bereich von einem Jahr getroffen werden.

Beispiel

In der Zuordnungsliste sollen unter der Nummer 5 ohne Wochentagszuordnung die Schaltprogramme SP3, SP4 und SP5 vom 15. März bis 18. März für die Freigabe vorgesehen werden.

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   Parametrierung der Schaltprogramme (Code 0001)

Parametrierung der Schaltzeiten

Bei der Fernparametrierung der Schaltzeiten eine Schaltzeitprogramms im Empfänger wird als Parameter die EIN- und AUS-Schaltzeit übertragen. Die Schaltprogramme sind dem Objekt fest zugeordnet. Ein Schaltprogramm kann aus mehreren EIN-/AUS-Schaltzeiten bestehen.

 

   Parametrierung der Schaltprogrammzuordnung zu Wochen- und Feiertag

Mit dieser Übertragung wir die Zuordnung eines Schaltprogramms zu einem Wochen- oder Feiertag durchgeführt bzw. geändert.

 

   Weitere Funktionen (Code 0010)

Diese Funktionsart ist für zukünftige Erweiterungen reserviert.

 

   Schaltprogrammwahl (Code 0011)

Mit der Schaltprogrammwahl können maximal 16 verschiedene Schaltprogramme (SP1 .. SP16) des adressierten Objektes gesperrt oder freigegeben werden.

 

   Zeitsynchronisation (Code 0100)

Mit dieser Funktion kann wahlweise

  • die aktuelle Uhrzeit mit Wochentagsangabe oder
  • die aktuelle Uhrzeit mit vollständigem Datum

übertragen werden.

 

   Schaltbefehl AUS (Code 0101)

Mit diesem Befehl erfolgt die Ausschaltung eines Objekts.

 

   Schaltbefehl EIN (Code 0110)

Mit diesem Befehl erfolgt die Einschaltung eines Objekts.

 

   Herstellerspezifische Funktionen (Code 0111)

Mit dieser Übertragung könne zusätzliche Parameter im Empfänger geändert werden. Um eine Kompatibilität zwischen verschiedenen Herstellern zu erreichen, wird in der Funktionsspezifikation eine Herstellerkennung mit angegeben.

Beispiele von herstellerspezifischen Funktionen:

  • zufallsgeneratorgesteuertes Zuschalten nach Netzwiederkehr
  • Reaktion auf Netzausfall
  • Reaktion auf Netzwiederkehr
  • Periodendauer bei zyklischem Schalten
  • timergesteuerte Schaltung bei ausbleibenden Steuersignalen (LOOP-Funktion)
  • eigene Fahrplangenerierung (Lernfunktion)

 

   Wischerbefehl (Code 1000)

Mit diesem Befehl kann ein Objekt zeitlich begrenzt eingeschaltet werden. Die Abschaltung erfolgt automatisch durch den Empfänger.

 

   Schaltzyklusart 1 (Code 1001)

Mit Empfang diese Befehls führt das Objekt eine zyklische Schalthandlung durch. Die Schaltzyklusdauer T des Objekts ist fest vorgegeben. Der Parameter legt die EIN-Schaltdauer te in % von T fest. Die Anzahl der Schaltzyklen für das Objekt ist ebenfalls fest im Empfänger vorgegeben.

 

   Schaltzyklusart 2 (Code 1010)

Mit Empfang diese Befehls führt das Objekt eine zyklische Schalthandlung durch. Als Parameter werden dabei die Schaltzyklusdauer T in Vielfachen von Minuten, die Einschaltdauer te in % von T sowie die Anzahl der Schaltzyklen übergeben.

 

   Rücksetzen der Zählerregister (Code 1011)

Mit diesem Befehl können im Empfänger alle Zähler wie z.B. Testzähler, Schaltungszähler der Relais usw. zurückgesetzt werden.

 

   Deaktivierung des Empfängers (Code 1100)

Mit diesem Kommando können Empfänger deaktiviert werden, d.h. sie reagieren nicht mehr auf eintreffende Fernschalt- oder Fernparametrierbefehle. Ebenso werden alle laufenden Schaltprogramme gesperrt und alle Relais ausgeschaltet. Nur durch das spezielle Kommando "Aktivierung des Empfängers" kann der Empfänger wieder aktiviert werden.

 

   Prüfbefehl (Code 1101)

 

   Aktivierung des Empfängers (Code 1110)

Mit diesem Empfänger können deaktivierte Empfänger wieder aktiviert werden.

 

   Schaltbefehl AUS und Schaltprogrammsperrung (Code 1111)

Dieser Befehl dient dazu, Objekte abzuschalten und die zugehörigen Schaltprogramme zu sperren.

 

   Adressierung

Die Objekte in Versacom werden über vier Adress-Ebenen A, B, C und D angesprochen. Bei kompletter Adressierung über alle vier Ebenen mit der vollen Adressenlänge kommen werden alle 9 x 8 Bit, wie im Übertragungsrahmen dargestellt ausgesendet. Werden nicht der ganze Adressbereich genutzt oder sollen Empfänger gruppenweise angesprochen werden, besteht die Möglichkeit mit den 4 Bit des Adressmodus für jede der vier Adressebenen einzeln festzulegen, ob diese in die Adressierung mit einbezogen wird oder nicht.

Das Versacom-Protokoll stellt außer der Einzeladressierung folgende vier Adressierungsebenen zur Verfügung:

EbeneBeispiel
Ebene A Steuerbereich
Ebene B Teilsteuerbereich
Ebene C Objekt-Typ
Ebene D Objekt-Gruppe

Durch ein gesetztes Bit im Adressmodushalbbyte wird die jeweilige Ebene in die Adressierung mit einbezogen.

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Wird kein Bit im Adressmodushalbbyte gesetzt, wird die Einzeladressierung angewandt.

   Adressierungsebene A

Die Adressierung A kann in bis zu 6 verschiedene Steuerbereiche unterteilt werden. Zur Adressierung steht 1 Byte zur Verfügung. Die Bitbelegung des Bytes der Adressspezifikation der Ebene A (z.B. Steuerbereich) sieht wie folgt aus:

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Mit den beiden niederwertigen Bits wird die Anzahl der Teilsteuerbereiche in der Ebene B festgelegt (1, 2, 3 oder 4 Byte). Bei Nichtbenutzung der Adressierung B müssen die beiden Bits zu Null gesetzt werden.

   Adressierungsebene B

Die Adressierungsebene B kann in bis zu 32 verschiedene Teilsteuerbereiche unterteilt werden. Zur Adressierung stehen wahlweise 1, 2, 3 oder 4 Byte zur Verfügung. Mit den beiden niederwertigsten Bits des Bytes der Adressspezifikation der Ebene A wird die Anzahl der Teilsteuerbereiche festgelegt.

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Bei Verwendung aller vier im B-Bereich maximal vorhandenen Adress-Byte stehen die 32 Teilsteuerbereiche zur Verfügung. Werden weniger als 4 Byte in der B-Ebene verwendet, entfällt die entsprechen Anzahl Byte beginnen mit dem LSB.

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Wir die Ebene A nicht verwendet, jedoch die Ebene B angewählt, so liegt die Adresslänge der Ebene B mit 2 Byte fest.

   Adressierungsebene C/D

Die C- und D-Adressierung besitzt eine Matrixstruktur. Es können jeweils maximal 16 verschiedene Zeilen (C) und Spalten (D) adressiert werden. Damit ergeben sich maximal 256 Möglichkeiten in der Adressierungsebene C/D. Es stehen vier verschiedene Matrixgrößen (4x4, 8x8, 12x12 und 16x16 Bit) zur Verfügung, deren Umfang von der Länge der eingesetzten Adressspezifikation der Ebenen C und D abhängt. Die genutzte Adresslänge wird indirekt über die Längenangabe des gesamten Übertragungsrahmens ermittelt.

Länge der Adressspezifikation
der Ebenen C und D in Bit
Bereich
C
Bereich
D
8 Bit C = 1...4 D = 1...4
16 Bit C = 1...8 D = 1...8
24 Bit C = 1...12 D = 1...12
32 Bit C = 1...16 D = 1...16

Die C-D-Matrix und die Belegung der Adressspezifikation bei den vier verfügbaren Längen hat nachfolgende Struktur, wobei Bit 0 = LSB. Die Reihenfolge der Abarbeitung im Protokoll beginnt mit dem MSB.

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Daraus ergibt sich für die komplette Adressierung mit 32 Bit folgender Aufbau. Durch Entfernen des/der niederwertigsten Byte (LSB) kann die C/D-Adresse auf drei, zwei oder ein Byte verkürzt werden.

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Adressierungsebene C ohne D

Wird die Adressierungsebene C ohne die Adressierungsebene D eingesetzt, erfolgt eine zeilenweise Adressierung der C/D-Matrix, bei der automatisch alle Spalten angewählt sind. Dabei stehen zwei verschiedene Bereiche für die Einteilung der Ebene C zur Verfügung.

Länge der Adressspezifikation
der Ebene C in Bit
Bereich
C
8 Bit C = 1...8
16 Bit C = 1...16

Bitbelegung der Adressspezifikation der Ebene C bei einer Länge von 16 Bit. Bei der Länge von 8 Bit entfällt das niederwertige Byte (LSB).

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Adressierungsebene D ohne C

Wird die Adressierungsebene D ohne die Adressierungsebene C eingesetzt, erfolgt eine spaltenweise Adressierung der C/D-Matrix, bei der automatisch alle Zeilen angewählt sind. Dabei stehen zwei verschiedene Bereiche für die Einteilung der Ebene D zur Verfügung.

Länge der Adressspezifikation
der Ebene D in Bit
Bereich
D
8 Bit D = 1...8
16 Bit D = 1...16

Bitbelegung der Adressspezifikation der Ebene D bei einer Länge von 16 Bit. Bei der Länge von 8 Bit entfällt das niederwertige Byte (LSB).

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   Einzeladressierung

Jeder Empfänger kann mit einer individuellen Empfängerkennung adressiert werden. Die Adressspezifikation besteht in diesem Fall fest vorgegeben aus 3 Byte und wird mit dem höherwertigen Bit zuerst gesendet.

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Sofern mit der Einzeladressierung Schaltbefehle ausgeführt werden sollen, müssen vor den 3 Byte in einem weiteren Byte die Nummern der anzusprechenden Relais angegeben werden (0 = Relais nicht schalten, 1 = Relais schalten).

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Das zusätzliche Byte für die Relaiszuordnung wird bei folgenden Funktionen genutzt:

  • Kalenderzuordnung
  • Parametrierung der Schaltprogramme
  • Weitere Funktionen (je nach Funktion)
  • Schaltprogrammwahl
  • Schaltbefehl AUS
  • Schaltbefehl EIN
  • Wischerbefehl
  • Schaltzyklusart 1
  • Schaltzyklusart 2
  • Schaltbefehl AUS und Schaltprogrammsperrung